Konzept bei zu vielen Spielern einer Altersklasse

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In einigen (wenigen) Vereinen mag es vorkommen, daß es in einer Altersklasse so viele Spieler gibt, daß es unmöglich erscheint, diese auf die Mannschaften aufzuteilen. Beispielsweise gibt es 50 Spieler in der B-Jugend. Jetzt würde man zunächst einmal sagen, daß es doch durchaus möglich ist, daraus gleich drei Mannschaften zu bilden. Dann hätte jede Mannschaft mindestens 18 Spieler. Es gibt aber durchaus Gründe, daß das nicht geschieht. Es mag nicht genügend Trainer geben, um die Spieler adäquat ausbilden zu können oder es gibt nicht genügend Trainingsmöglichkeiten (=Platzkapazitäten). Zudem sollte man immer damit rechnen, daß sich Spieler im Lauf der Saison abmelden, weil sie keine Lust mehr haben und sich ihr Interesse ändert. Die Gründe sind prinzipiell aber auch egal, warum ein Verein bei so vielen Spielern keine drei Mannschaften stellen möchte.

Wir gehen davon aus, daß 50 Spieler auf zwei Mannschaften verteilt werden sollen und es insgesamt vier Torhüter gibt. Die verbleibenden 46 Feldspieler teilt man also auf zwei Teams auf, was summa summarum idealerweise für jedes Team 23 Feldspieler bedeutet.

Zunächst einmal sollten sich natürlich beide Funktionsteams inklusive des Jugendvorstandes einig sein, ein Konzept umsetzen zu wollen, und auch voll hinter diesem stehen, denn ansonsten wird es nicht funktionieren. Das bedeutet auch, minimale Einschränkungen in Kauf zu nehmen und auch mal mit einem Auswechselspieler weniger zum Spiel fahren zu können.

Fakten

Wenn vier Auswechslungen erlaubt sind, bedeutet das bei zehn Feldspielern, daß maximal 14 Spieler zum Einsatz kommen können. Ergo kommen pro Spieltag gleich neun nicht zum Einsatz. Bei zwei Mannschaften sind das also 18 Spieler, die nicht spielen können / dürfen.

Um eine gewisse Flexibilität bei Auswechslungen zu haben, mag es jedem Trainer wichtig sein, daß er mehr als vier Positionen abdecken kann, d. h. er wird darauf pochen, zu jedem Spiel mindestens sechs Auswechselspieler zur Verfügung zu haben. Gesteht man noch einen weiteren Spieler zu, kommt man auf insgesamt 17 Spieler, die zum Spieltag nominiert werden (wovon jedoch definitiv drei nicht zum Einsatz kommen werden!). Es bleiben also immer noch sechs Spieler außen vor, was bei zwei Mannschaften eben 12 Spieler bedeutet.

Situation der Spieler

Wenn man sich in die Spieler hineinversetzt, bedeutet das, daß an jedem Spieltag gleich 12 Spieler ihrem Hobby nicht nachgehen können. Ob das Spaß macht? Erfahrungsgemäß neigen viele Trainer dazu, immer die gleichen Spieler (aus Leistungsgründen?) nicht zum Spiel mitzunehmen, d. h. langfristig – also auf die Saison gesehen – ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß viele der 12 Spieler immer die gleichen sein werden. Da kann man wohl bereits beim reinen Gedanken daran prognostizieren, daß es mindestens einen Spieler geben wird, der sich im Laufe dieser Saison abmelden wird. Im Idealfall meldet sich dieser Spieler (oder diese Spieler, wenn es denn mehrere betrifft) bei einem anderen Verein an, bei dem er regelmäßig zum Einsatz kommt. Ist dies nicht der Fall, ist ein solcher Spieler für den Fußball für immer verloren.

Ehrlichkeit vor Saisonbeginn

Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre bzw sinnvoll ist, wenn die Trainer vor Saisonbeginn konsequent und ehrlich gewesen wären und den Kader gleich ausgedünnt hätten. Dabei spielen aber auch immer andere Faktoren eine Rolle: Da sitzt einem vielleicht der Jugendleiter im Nacken, weil der Verein auf die Spielerbeiträge angewiesen ist. Aber dürfen solche Rahmenbedingungen eine Rolle spielen, wenn auf der anderen Seite die Gefühle eines Menschen stehen? Denn nichts anderes ist es, wenn man jemandem den Spaß an seinem Hobby nimmt. Diese Verantwortung trägt ebenfalls jeder Jugendleiter und jeder Trainer.

“Spielpraxis-Team”

Die “Lösung” dieser beschriebenen Problematik könnte die Einführung eines sog. “Spielpraxis-Teams” sein. Sämtliche Spieler, die erst gar keine Berücksichtigung im normalen Spielbetrieb am Spieltag finden, bilden dieses Team. Das bedeutet, daß dieses Team an jedem Spieltag anders aussieht oder aussehen kann.

dem Namen gerecht werden: Spielpraxis

Das “Spielpraxis-Team” dient nur einem einzigen Zweck: Die Spieler sollen Spielpraxis erhalten. Dazu absolviert dieses Team an jedem Spieltag (oder auch noch häufiger) ein Freundschaftsspiel. Gegner findet man mit Sicherheit reichlich, denn im eigenen Fußballkreis oder den benachbarten Fußballkreisen gibt es bestimmt eine Staffel mit einer ungeraden Anzahl an Mannschaften. Hier könnte das “Spielpraxis-Team” einspringen und dafür sorgen, daß die jeweilig spielfreie Mannschaft im Rhythmus bleiben kann.

Idealerweise klärt das der Jugendleiter vor Saisonbeginn mit dem entsprechenden Fußballkreis, um dem Ganzen einen offizielleren Anstrich zu geben. Wenn nämlich alle von vornherein im Bilde sind, werden diese Spiele auch gerne durchgeführt. Zudem dürften die Platzkapazitäten zumindest immer dann vorhanden sein, wenn die spielfreie Mannschaft ein Heimspiel gehabt hätte, denn dann spielt ja eben niemand. Ein bißchen Kreativität ist gefragt, wenn das “Spielpraxis-Team” ein Heimspiel hat, denn die Kapazitäten auf der eigenen Platzanlage dürften ja ausgeschöpft sein. Vielleicht ist es möglich, das Spiel im Anschluß aller Spiele durchzuführen oder als Lückenfüller zwischen anderen Begegnungen.

Voraussetzungen

Für dieses “Spielpraxis-Team” benötigt man einen Trainer, der die Mannschaft coachen und damit jeden einzelnen Spieler anleiten kann. Eine reine Aufsichtsperson reicht hier nicht aus! Dieser Trainer sollte natürlich in enger Absprache mit den beiden anderen Trainern der Altersklasse zusammenarbeiten. Es muß also eine sehr enge Verzahnung in dieser Altersklasse geben.

Vorteile

  • Zunächst einmal das Wichtigste: Die Spieler erhalten Spielpraxis, die sie sonst nicht bekommen würden.
  • Dann ist es möglich, dieses “Spielpraxis-Team” auch gegen Teams anderer Altersklasse antreten zu lassen, denn es handelt sich ja um Freundschaftsspiele. Wenn die Spielklasse der Mannschaften, aus denen sich das “Spielpraxis-Team” rekrutiert relativ hoch ist, kann eine B-Jugend durchaus locker gegen eine A-Jugend antreten. Trifft der umgekehrte Fall zu, kann es auch eine (gute) C-Jugend sein, die als Gegner ausgewählt wird.
  • Melden sich im Laufe der Saison zu viele Spieler ab, daß man das “Spielpraxis-Team” nicht mehr zusammenstellen kann, finden die Freundschaftsspiele nicht mehr statt. Es muß also keine Mannschaft zurückgezogen werden, was den Verein Geld kosten würde.
  • Rekonvaleszenten können im “Spielpraxis-Team” ebenfalls eingesetzt werden, um wieder an den Spielbetrieb herangeführt zu werden.
  • Es kann sich kein Spieler festspielen, d. h. es stehen immer alle Spieler für das “Spielpraxis-Team” zur Verfügung.
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