Wie sieht der ideale Mannschaftskapitän aus?

geschätzte Lesezeit: 1 Minuten, 37 Sekunden


Ich möchte zur Beantwortung dieser äußerst schwierigen Frage den ehemaligen SportBild-Kolumnisten Günter Netzer zitieren, der in seiner Kolumne in eben dieser Zeitung am 05.02.2002 folgendes schrieb:

“Der ideale Kapitän muß das Vertrauen der Mannschaft besitzen. Das Vertrauen, daß er in ihrem Sinne denkt. Das Vertrauen, als Ansprechpartner für … den Trainer aufzutreten. Das Vertrauen, nicht nur als Ansprechpartner, sondern auch als Kontrapart zu dienen und auch unangenehme Themen … zu besprechen. Kurzum: Ein Kapitän soll der verlängerte Arm oder das Sprachrohr der Mannschaft sein. Es darf nicht umgekehrt sein. Daß er kuscht. Oder noch schlimmer: Daß er in seinem Sinne auftritt. Das alles geht nicht ohne die notwendige Akzeptanz. Diese Akzeptanz kann nicht nur neben dem Fußballplatz erworben werden. Die muß sich ein Kapitän in erster Linie auf dem Platz erwerben. Durch überragende Leistungen. Durch eine Führungsposition, in dem Sinne, daß er der Mannschaft wesentliche Dinge gibt auf dem Weg zum Erfolg. Er muß der Impulsgeber sein. … In der Öffentlichkeit andere Kollegen anzuschwärzen, das darf sich ein Kapitän nicht erlauben.”

Ich denke, diese Aussage trifft den Kern. In vielen Fällen werden die Trainer sich ihren Spielführer aussuchen und ihn nicht wählen lassen, weil es gerade im Jugendbereich sehr schwer ist, einen passanden Charakter bei einer Spielführerwahl auch als Sieger zu haben. Hier “wählen” die Spieler mehr nach Sympathie und Antipathie, während dies unter Erwachsenen nicht mehr so ins Gewicht fällt. Bei einer Wahl im Jugendbereich wird sehr häufig der Rädelsführer die meisten Stimmen auf sich vereinen. Hier kann man als Trainer die Mannschaft in der Form beschränken, daß man lediglich eine bestimmte Anzahl an Spielern zur Wahl stellt. (vgl. dazu “Soll ich meinen Mannschaftskapitän ernennen oder wählen lassen?“)

Grundsätzlich hat ein Mannschaftskapitän mehr Rechte, aber auch mehr Pflichten als seine Mitspieler. Er darf als einziger den Trainer in gewisser Form kritisieren (nur unter vier Augen und niemals vor der Mannschaft). Er sollte der einzige sein, der während des Spiels mit dem Schiedsrichter spricht. Er wird auch vom Schiedsrichter angesprochen, um zum Beispiel den Trainer oder einige Zuschauer zur Ruhe zu ermahnen. Daher sollte ein Mannschaftskapitän jemand sein, der zum Stamm gehört, weshalb es sich meistens um gut bis sehr gute Spieler handelt. Durch ihre außerordentlichen Fähigkeiten sind sie im Mannschaftskreis auch durch ihre Mitspieler nicht angreifbar.

Print Friendly, PDF & Email

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*